28°44,0 N / 13°52,0 W

Kanarische Inseln – Fuerteventura (Corralejo)

07. November 2007

 

Liebe Freunde der flow-Crew,

 

seit unserem letzten (ersten) Reisebericht sind nun schon wieder zwei Monate vergangen. Wir haben in der Zwischenzeit das europäische Festland verlassen und befinden uns bereits auf den Kanarischen Inseln. Auf dem Weg dahin konnten wir von La Coruna aus die abwechslungsreiche spanische und portugiesische Atlantikküste bewundern. Auch Madeira und Porto Santo lagen auf unserer Reiseroute. Doch der Reihe nach:

 

01. August 2007 - Ankunft in La Coruna / Spanien (43°22´N / 08°23,7´W)

Nach der dreitägigen Überquerung der Biskaya haben wir in La Coruna den Luxus eines Hafens genutzt, die flow und uns wieder auf Vordermann gebracht und vor allem mal wieder unsere Wäsche gewaschen. Es waren drei Waschmaschinen notwendig und zum Glück fingen wir früh morgens an, denn zwei weitere Männer standen mit ihren Beutelchen ganz tapfer und warteten im Männerwaschsalon. So haben sich Gespräche und Bekanntschaften ergeben .... und mit einer deutschen Crew einer Hallberg Rassy 352 haben wir heute noch sehr netten Kontakt. Der Skipper Jochen möchte auch in die Karibik und anschließend nach Australien segeln, wo er sein Schiff liegen lässt, weil sein Sabbatjahr vorbei ist. Dann muss er wieder zwei Jahre als Lehrer arbeiten. Aber er möchte von Australien aus nach Deutschland segeln und damit seine Weltumseglung abschließen.

 

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In La Coruna haben wir auch die Dänen Annemarie und Therkild wiedergesehen, die wir schon an mehreren Orten an der französischen Küste im Englischen Kanal trafen (und unbewusst sogar schon in Amsterdam). Der Hafen von La Coruna ist sooo groß, aber wir legten genau an dem Steg an, wo auch die beiden ihr Schiff liegen hatten. Was für ein Zufall! Die Freude beiderseits war groß.... Dann wird natürlich von der Biskaya-Überquerung erzählt, denn fast jeder, der in diesen Hafen kommt, hat die Biskaya hinter sich. Wie war der Wind, wie waren die Wellen bei Euch? Seid Ihr an der französischen Küste entlang oder in einem Schlag rüber? In wievielen Tagen? Viele Fragen und viele Geschichten und alles hat einen Hauch von Abenteuer.

 

05. August 2007                 Ria de Lage (Lage 43°13,4´N / 09°00´W)

Von La Coruna aus sind wir weiter in das nördlichste Flussdelta an der westspanischen Küste (Ria de Lage). Auf diesen 40 Meilen setzte kurz vor Ankunft der NO-Wind mit 30 Knoten (Windstärke 7) ein, der uns mit Rauschefahrt noch vorm Dunkelwerden hinter eine Hafenmole geblasen hat. Es ist kaum zu glauben, aber ca. 500 m vor der Hafeneinfahrt, in nur 30 m Wassertiefe, begleiteten uns 10 große Delfine fast bis zum Ankerplatz. Wir waren beide sehr überrascht, da wir doch immer glaubten, die großen Delfine gibt es nur weit draußen, weit weg von der Zivilisation und nur mit ganz viel Glück kann man sie sehen.... Wir genossen den Anblick daher um so mehr und freuten uns auf einen ruhigen Ankerplatz neben dem dänischen Schiff.

 

06. August 2007                 Finisterre am Cabo Finisterre (42°54,6´N / 09°15,4´W)

Da der Wind am nächsten Tag für eine schnelle Weiterfahrt in Richtung Süden geradezu ideal war, entschlossen wir uns, gemeinsam mit den Dänen, zu dem 45 Meilen entfernten Cabo Finisterre zu segeln. Uns erwarteten draußen 2 bis 4 m hohe Wellen. Die flow hob sich von Wellenberg zu Wellenberg. Nur von ganz oben konnte man den Küstenstreifen und die anderen Yachten sehen. Als sich die flow dann immer wieder in die Wellentäler senkte, war zum Teil die Küste verschwunden und von anderen Segelschiffen sah man nur noch die Mastspitzen...

 

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Als wir die Bucht passiert hatten, konnten wir unter vollen Segeln mit 6-7 Knoten Fahrt - und das ist sehr schnell für die flow - bis zum Cabo Finisterre zischen.

 

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Bei herrlichem Sonnenschein erlebten wir die flow in Höchstgeschwindigkeit und von dem Wind war kaum was zu spüren, da er uns von hinten in die Segel blies. An die nasse und kalte Biskaya-Überfahrt, wo wir Mützen und Handschuh in der Nacht trugen, war in solchen Momenten gar nicht mehr zu denken.

 

Wir suchten uns einen geschützten Ankerplatz in der Nähe der gleichnamigen Stadt Finisterre. Dort gefiel es uns so gut, dass wir gleich drei Tage blieben. Nach zwei Tagen gab es einen Abschieds(rommé)abend bei den dänischen Freunden. Sie segelten nun weiter, weil sie im Oktober in Griechenland sein wollten. Da wir unseren Ankerplatz als sicher befanden, sind wir bis zum Kap gewandert. Oben angekommen, erblickten wir den schmalen Landstrich, der den Atlantik und die Bucht östlich des Kaps trennt.

 

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In der Bucht sahen wir die flow friedlich vor sich hin schaukeln. Zum Kap ging es wieder bergab und wir konnten aus der Ferne schon die Touristen- und Automassen erkennen, durch die wir uns bis zum Leuchtturm schlängelten.

 

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Am Leuchtturm angekommen, boten sich wunderschöne Fotomotive und die Anne knipste und knipste und knipste.....

 

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Auf dem Rückweg folgten wir der Hauptstraße und plötzlich entdeckten wir den kleinen Jacob mit Stab, Mantel und einem Beutelchen Feigen als Bronzestatue am Wegesrand. Also sind wir ein Stück Jabobsweg gewandert, der oben am Cap beginnt und wie so viele Jacobswege in Santiago de Compostela endet.

 

 

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Als wir die Stadt Finisterre erreichten, plünderten wir den einzigen Einkaufsladen. Mit unserem Dingi, das voll mit Einkäufen bepackt war, sind wir dann gegen die Wellen zur flow motort. Der Einkauf und wir waren pitsch nass.... (Vielleicht wäre ein größeres Dingi besser! Aber wir glauben/hoffen, dass uns niemand diese kleine Nussschale klaut). Das Dingi ist so groß bemessen, dass es fast untergeht, wenn vier Leute drin sitzen. Wir haben es probiert! Naja, der vierte Mann hielt sich zum Glück noch an der flow fest...

 

09. August 2007                 Ankerbucht im Ria de Muros (42°45,5´N / 09°04´W)

Am nächsten Morgen wollten wir zeitig los, um viele Meilen Richtung Süden zurücklegen. Doch die Abreise verzögerte sich, da wir Probleme mit dem Anker hatten. Weil wir keine elektrische Ankerwinsch haben, muss der Anker per Hand hochgeholt werden. Das war bisher auch nie ein Problem, doch diesmal hat Marcus es nicht geschafft. Nun ja, da musste er sich das noch vor der Abreise erworbene Tauchzeug anziehen - was er noch nie zuvor ausprobiert hat - und zum Anker tauchen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten (er wollte einfach mit dem ganzen Gerassel, das über 30 kg wiegt, nicht untergehen) klappte es doch super. Es war einfach zu viel Luft im Neoprenanzug. Der Anker hatte sich unter einem Felsspalt verhakt. Am Meeresboden (in ca. 8 m Tiefe) waren riesengroße Algen. Die Stämme waren faustdick, die Blätter hatten einen Durchmesser von über 1 m und alle Algen reichten Marcus bis zum Kopf. Da musste er sich erst mal zum Anker durchschlagen. So, der Anker war oben, der Wind wehte kräftig mit über 20 Knoten und so freuten wir uns auf eine schnelle Überfahrt. Doch nach bereits zwei Stunden flaute der Wind bis auf 8 Knoten ab. Also Planänderung, Spinnacker rauf und zur nächstgelegen Bucht Ria da Muros, wo wir eine Nacht blieben. Vor Anker mussten wir mal wieder die schlechte Wasserqualität feststellen. Grüne Algenfetzen schwammen an der flow vorbei. Zum Baden hatten wir nicht so recht Lust. Wir sehnten uns nach dem blauen Wasser aus dem Mittelmeer. Wann und wo kommt es???

 

10. August 2007                 Ria de Arosa (Santa Uxia 42°34,2´N / 08°58,4´W)

Am nächsten Tag ging es mit rasanter Fahrt aus der Bucht. Wir rechneten uns schon die Ankunftszeit in der nächsten Bucht, Ria da Arosa, aus. Und was glaubt ihr... nach zwei Stunden schlief mal wieder der Wind ein. Diesmal ließen wir uns einfach treiben. Doch nach einer Stunde konnten wir wieder Segel setzen und dümpelten mit nur 2-4 Knoten unserem Ziel entgegen. Wir glauben, dass auf dieser Fahrt das erste Mal auf unserer Reise die Sonne an uns zwickte. Am Abend endlich, nach 11 Stunden Fahrt, fällt der Anker in einer der zahlreichen Buchten im Ria de Arosa. Laut Hafenführer sollen in diesem Flussdelta „many anchorages are waiting to be explored with large scale charts und good Pilots” sein. Aber gut geschützte Ankerplätze bei Wind aus Norden haben wir nicht so recht entdeckt. Dennoch hat es viel Spaß gemacht, durch die stark zerklüftete Inselwelt zu segeln. Mit den vielen kleinen Felsen und Inseln hat es uns an die Costa Smeralda Sardiniens erinnert. Zwei Tage blieben wir in diesem Flussdelta, das 20 km ins Landesinnere hineinragt. Schöne Buchten haben wir nur drei entdeckt. An denen sind wir jedoch vorbeigesegelt, da viel zu viele Schiffe dort vor Anker lagen. Auf Grund des günstigen Windes konnten wir auch noch an den nordwestlichsten Zipfel des Ria de Arosa gelangen.


12. August 2007                 Islas Cies (42°13´N / 08°54´W)

 

Der Windgott meinte es gut mit uns am nächsten Morgen und blies uns mit nördlichen Winden unter Spinnacker wieder in Richtung Atlantik. Am Abend gelangten wir in ein Paradies. Wir ankerten im Süden der Islas Cies (42°13´N / 08°54´W – es lohnt sich ein Blick bei Google Earth!). Um die Schönheit der Insel zu beschreiben, fehlen uns die richtigen Worte. Von unserem Ankerplatz blickten wir auf eine steile Felswand. Hinter uns die kleine Insel Ila de Sant Martino, welche mit der Islas Cies eine kleine Passage (Freu de la Porta) zum Atlantik bildet. Den wunderschönen Sandstrand der Islas Cies hatten wir bereits beim Vorbeisegeln bewundert (später haben wir erfahren, daß es laut einer Internetumfrage der schönste Strand der Welt sein soll). Mit dem Dingi ging es am nächsten Morgen an Land ...

 

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Wir wanderten zum 175 m hohen Monte Faro. Wir konnten von da aus weit auf den Atlantik und auf die bizarre Insellandschaft sehen.

 

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Bei unserem Inselrundgang entdeckten wir einen Aussichtspunkt mit Blick auf eine Lagune. Anschließend ging es barfuss am „schönsten Strand der Welt“ zurück zum Dingi.

 

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Am Morgen noch menschenleer, war der Strand nun dicht belagert – kaum konnten wir unser Dingi wiederfinden. Da wir uns die andere kleinere Insel Ila de San Martino noch anschauen wollten, motorten wir am Nachmittag rüber. Zu dieser Insel fahren keine Fähren und es gibt nur 2 Häuser. Als wir den Anker in 8 m Tiefe warfen, war das Wasser so klar, das wir bis auf den Grund schauen konnten.

 

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Wir wollten ein Stück der Insel erkunden. An einer alten Ruine vorbei ging es hinein in einen Wald mit hohen Eukalyptusbäumen. Der kleine Pfad führte uns durch mannshohes üppiges Farn zu einer Bucht mit Rudimenten einer alten Bewässerungsanlage.

 

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Vor der Dämmerung wollten wir jedoch aus dem fast unheimlichen Wald heraus sein – also zurück. Am Strand fanden wir Jacobsmuscheln und andere schöne Dinge – die Auswahl fiel schwer ...

 

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14. August 2007                 Bayona (42°07,4´N / 08°50,6´W)

Dass wir in dieser kleinen Traumbucht nicht nur wunderschön, sondern auch sehr geschützt lagen, merkten wir erst, als wir am nächsten Morgen zwei Stunden Richtung Bayona motorten. Nach der Abdeckung der Insel spürten wir den starken Wind. Flow schaukelte heftig in den Wellen an den Untiefentonnen vorbei. An backbord sahen wir die Brecher über den gefährlichen Steinen. In Bayona ankerten wir mit anderen Fahrtenseglern neben einer Festung vor der Marina. Mit dem Dingi konnten wir dort gut am Steg landen, um zu duschen, die Wasser- und Dieseltanks aufzufüllen und einzukaufen. Als wir zurückkamen, rief der Mann vom benachbarten deutschen Schiff und Marcus eilte zu Hilfe. Die Besatzung der „Alvita“, Wolfgang und Betty Lou hatte Getriebeprobleme. Mit mehreren Leinen verholten die Männer das 23-Tonnen-Schiff vom Anker an eine Boje. Abends waren wir dann bei Betty Lou (aus Canada) zum Drink eingeladen. Da sie Deutsch und Englisch spricht, konnten wir wieder was dazulernen. Durch Wolfgangs Hilfe wurde von einem Raymarine-Fachmann unser elektrischer Autopilot repariert und die noch fehlende Bordbatterie besorgt. Nochmals Dank dafür! Nach einem Abschieds-Pizza-Essen auf der „Alvita“ verließen wir nach drei Tagen Bayona, denn der Wind stand nun günstig für unsere Weiterreise Richtung Süden.

 

 

16. August 2007                 Figueira da Foz (40°08,7´N / 08°52,5´W)

Kurs Lissabon. Am 19. August wollten dort Annes Sohn Justus mit seiner Freundin landen. Da es Anne während der Überfahrt in der Nacht jedoch nicht so gut ging, machten wir schon vorher in einem Hafen fest. Wir schafften es also nicht rechtzeitig bis Lissabon. Deshalb mussten wir nun die 200 km von Figueira da Foz bis Lissabon auf dem Landweg zurücklegen. Das war komplizierter als wir dachten und so nahmen wir bereits am Abend zuvor den Zug nach Lissabon und versüßten uns dort die Nacht. Wir schweiften um Mitternacht durch die verwinkelten Gassen der Alfama und erlebten so allerlei bizarre Szenen.

 

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Wir ließen uns durch Lissabon treiben – treppauf, treppab – lauschten dem Fado-Gesang aus einer Bar und sahen die alten gelben Straßenbahnen, die unglaublich enge Kurven in rasanter Fahrt und die steilen Straßen scheinbar mühelos nehmen. In der Innenstadt schockierten uns die vielen Obdachlosen und noch dazu sollten wir aller Nase lang irgendwelche Drogen kaufen. Weit nach Mitternacht kamen wir zu einem kleinen Park. Unter Palmen legte ein DJ auf und dazu spielte einer leidenschaftlich Didgeridoo – ein interessanter Mix!

 

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Die Szenerie war schon bizarr. Den Rest der Nacht verbrachten wir auf dem Flughafen, neben vielen anderen schlafenden Menschen. Da fand man sogar richtig gut improvisierte Schlafplätze und auch wir machten´s uns irgendwie „gemütlich“. Am Vormittag kamen dann glücklich die beiden mit dem Flieger aus Berlin und wir nahmen den Zug zurück gen Norden nach Figueira da Foz.


 

21. August 2007                 Peniche (39°20,8´N / 09°22,3´W)

Von dort segelten wir bei bis zu 30 Knoten Wind und 2 bis 3 Meter hohen Wellen nach Süden bis Peniche.

 

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Unsere armen Mitsegler! Zuviel Wind und zuviel Welle für´s allererste Mal Segeln, doch sie überstanden beide tapfer ihre Seekrankheit. Als wir das Cap Caveiro rundeten, nahm die Wellenhöhe ab und wir lagen ruhig und geschützt bei der Hafenmole vor Anker.

 

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Bei einem Ausflug zum Cap Caveiro entdeckte Anne mit den Beiden die sehr eigenartige Felsenlandschaft und beeindruckende Steilküste.


23. August 2007                 Cascais/Lissabon (38°41,8´N / 09°25´W)

 

Die nächste Etappe ging an der Küste entlang bis Cascais, einem noblem Badeort vor Lissabon. Aufgrund des günstigen Windes, raste die flow mit 6 bis 7 Knoten dahin. Schon aus der Ferne war eine Rauchfahne an der Küste zu sehen. Als wir näher kamen, sahen wir ein Waldstück in Flammen und Löschflugzeuge bekämpften das Feuer. Den ganzen Tag zog der Feuerrauch kilometerweit an der Küste entlang und er legte sich auch in die Bucht von Cascais. Uns brannten die Augen davon, doch zum Glück konnte das Feuer gegen Abend gelöscht werden und der starke Wind vertrieb endlich den Rauch.

 

In der Ankerbucht von Cascais feierten wir unseren 100. Reisetag. Von Cascais gibt es eine sehr schnelle Zugverbindung nach Lissabon. In 20 Minuten ist man für 1,50 Euro in der Innenstadt. In der Ankerbucht lagen etliche Fahrtensegler, auch einige, die wir schon mehrmals in trafen.

 

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Nach ein paar Tagen vor Anker verließen wir Cascais, um nach Lissabon zu segeln. Die gigantische Brücke Ponte 25 de Abril, die den Rio Tejo überspannt, ist schon von Weitem ein beeindruckendes Bauwerk.

 

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In der Marina Belem, unmittelbar vor der Brücke und direkt am Monument des Seefahrers Heinrich mit seinem Gefolge, fanden wir einen wunderbaren ruhigen Liegeplatz.

 

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Nun ist Crewwechsel. Annes Sohn Justus mit Freundin flog zurück und Annes Tochter Anna-Maria mit Freund  kam. Wir genossen noch etwas die Annehmlichkeiten der Marina und erkundeten natürlich ausführlich Lissabon. Ein Highlight für uns alle war die Begegnung mit einem Schwalbe-Fahrer aus Jena (zumal Anna-Maria und Max selbst auch passionierte Schwalbe-Fahrer sind). Der war aus Jena mit seiner Schwalbe in Richtung Gibraltar unterwegs...

 

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Auch wir nahmen wie viele andere Touristen irgendwann mal die Straßenbahn Linie 28 und ließen uns vom Charme Lissabons aus dieser Perspektive verzaubern. Immer wieder liefen wir auch Treppen und Gassen auf und ab und entdeckten verwinkelte Plätze und die unglaubliche Vielfalt der Azejulos, der typischen Kacheln an den Häuserwänden. Von den sieben Hügeln aber, auf denen Lissabon gebaut ist, haben wir vielleicht grad mal zwei nur zum Teil gesehen. Ein grosser Zufall wollte es, dass wir beim Schlendern durch Lissabon auf Dirk, unseren nächsten Mitsegler trafen. Er war also schon in der Stadt und so gab es nach rund einer Woche wieder Crewwechsel. Doch vorher segelten wir mit Anna-Maria und Max unter der riesigen Brücke Ponte 25 de Abril hindurch und zeigten Flagge...

 

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Nun sahen wir vom Rio Tejo aus den Praca do Comercio mit dem Triumphbogen, das Castelo de Sao Jorge, die Igreja da Graca und all die Hügel mit ihren Gassen.

 

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Dann eine Wende und wir segelten nochmals unter der Brücke hindurch, nun den Rio Tejo flussabwärts. Es ist schon beeindruckend, dieses gigantische Bauwerk über sich vorbeiziehen zu sehen. Auch große Frachtschiffe passieren diesen Fluss, der ungefähr 500 m breit ist. Wir mussten mehrmals den großen Schiffen Vorrang gewähren. Der Wind ließ gegen Abend nach und so konnten wir noch unsere Batterien bis zum Ankerplatz in Cascais aufladen.

Während unseres Aufenthaltes in Lissabon hatte sich auch ein russischer Katamaran aus Sankt Petersburg in Cascais vor Anker gelegt. Dieser Kat sah aus wie eine Requisite aus dem Film „Waterworld“. Die Farbe war an den beiden Rümpfen ab, die Wasserlinie war mit Algen bewachsen, ein Sofa stand hinten auf dem Deck, die Masten waren aus einzelnen Nirostahlstangen zusammengeschweißt und mit Segeltuch verkleidet und allerhand Krimskrams lag herum. Er war wie ein Magnet für alle, die sich mit dem Boot diesem Kat näherten. Selbst die nobelsten Regattaschiffe samt Besatzung ließen es sich nicht nehmen, einen längen Blick zu riskieren.

 

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Eines Abends kam plötzlich Bewegung auf dem Katamaran auf. Drei volle Dingi-Ladungen (a 10 Personen) wurden abgesetzt. Ob der das wohl aushält? Ein Lagerfeuer (!!!) brannte auf dem Vordeck und russische Weisen wurden gesungen. Jeder auf dem Kat kannte diese Lieder und selbst als alle spät in der Nacht wieder an Land geschippert wurden, hörte man noch die traurigschönen Gesänge.

 

04. September 2007         Ankerbucht 4sm vor Sesimbra (38°24,9´N / 9°11,3´W)

In der Zwischenzeit war Dirk auch an Bord. Nachdem wir unsere Wasserreserven wieder aufgefüllt hatten, ging es weiter in Richtung Süden. Bei mäßigem Wind kreuzten wir an der Küste entlang. Als wir das Kap Capo Espichel erreichte hatten, kam dichter Nebel auf und der Wind ließ nach. Wir mussten also um das Kap motoren. Dann bot sich ein unglaublicher Anblick. Der Nebel fiel von dem über 200 m hohem Kap auf das Wasser nieder. Vom nebelumhüllten Leuchtturm auf dem Kap noch abgelenkt, bildeten sich bizarre Nebelgebilde, die sich sekündlich änderten.

 

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Wir ließen nur 4 km vom Kap entfernt den Anker vor einer Felsenschlucht fallen, die in den uns zur Verfügung stehenden Seekarten zwar nicht als Ankerplatz eingezeichnet war, doch die Bucht gefiel uns so sehr. Also tasteten wir uns mit einem ständigen Blick auf den Tiefenmesser langsam voran. In der Dämmerung hüllte uns auch hier der Nebel ein. Er fiel von den uns umgebenden Berghängen lautlos auf das Wasser herab. Es war schon ein komisches Gefühl, nur die Brandung zu hören und nichts weiter zu sehen, obwohl diese nur 100 m von der flow entfernt war. Am Morgen stand Landfall mit dem Dingi an den kleinen, nur 20 m breiten Strand auf dem Programm.

 

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Wir kraxelten zu dritt den Berg hinauf und hatten einen wunderschönen Blick entlang der Steilküste. Auch ein altes verlassenen Fort konnten wir mit unserem kleinen Dingi erreichen und entdeckten sogar Höhlen, in denen Fischer oder Wanderer übernachtet hatten. Nachdem alles erforscht war, segelten wir weiter Richtung nach Setubal.

 

05. September 2007         Setubal (38°31´N / 08°54´W)

Dort bot sich uns laut Seekarte ein Ankerplatz vor einer Hafeneinfahrt. In der Nacht mussten wir erfahren, dass es tatsächlich die Hafeneinfahrt der Fischerboote ist und wir mit der flow direkt in der Ein- bzw. Ausfahrt lagen. Es war also laut und sehr schaukelig. Manche Fischerboote passierten uns mit Vollgas (und freundlichem Winken) in nur 20 m Entfernung. Die Heckwelle der Boote ließ die flow wie verrückt schaukeln und wir mussten uns in den Kojen verkeilen, damit wir nicht rausflogen.

 

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06. September 2007         vor Anker im Fluß Ria Sado (38°28,4´N / 8°52,14´W)

Da am nächsten Tag der Wind drehte und wir bei bis zu 1 m hohen Wellen den Ankerplatz verlassen mussten, konnten wir nur flußabwärts fahren und uns irgendwo vor Anker legen. Detailkarten von diesem Gebiet hatten wir nicht, aber wir sahen in der Ferne ein Schiff vor Anker liegen. Da fuhren wir hin und hatten Glück, denn die Tiefe und der Ankergrund passten. Wir ankerten neben einem militärischen Stützpunkt und einem menschenleeren langen Sandstrand. Dort blieben wir zwei Tage - ohne Schwell, Lärm und Fischerboote. Marcus und Anne wanderten durch den Wald zum anderen Ufer der Halbinsel – der Atlantikküste. Da wir vor einem Wald ankerten, bot es sich förmlich an, am Strand beim Lagerfeuer Würstchen und andere leckere Sachen zu grillen.

 

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08. September 2007         Sines (37°57´N / 08°52´W)

Doch irgendwann mussten wir auch von hier aufbrechen. Das nächste Ziel war Sines. Die Stadt, in der Vasco da Gama geboren wurde. Ein großes Denkmal erinnert an den Entdecker des Seeweges nach Indien. Die Überfahrt war bei wenig Wind problemlos.

 

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Wir erreichten noch vorm Dunkelwerden den Hafen. Hier sahen wir einige uns bekannte Fahrtensegler wieder. Spät am Abend lief auch die Crew der Sagitta (Lehrer im Sabbatjahr) ein. Die Freude war bei beiden Crews groß. Am nächsten Abend klönten wir auf der flow. Doch nicht so lange, denn wir wollten um drei Uhr morgens zum südlichsten Punkt von Portugal, dem Capo de Sao Vicente, aufbrechen.

 

10. September 2007         Ankerbucht Enseada de Belixe (37°01,3´N / 8°57,9´W)

Punkt 3 Uhr lichteten wir den Anker. Eine wirklich disziplinierte Crew! Als wir nur 4 sm von Sines entfernt waren, sahen wir Flammen auf dem Berg. Die Aufregung bei uns war sehr groß, denn am Vorabend sahen wir, wie binnen kurzer Zeit 3 Palmen unweit des Denkmals in Flammen standen und das benachbarte Schilf auch noch Feuer fing. Wir benachrichtigen sofort über Funk Port Control Sines. Nach einigen Funkwechseln sagte uns der Funker, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, es seien die Flammen eines Chemiewerkes, die immer brennen. Die Fahrt verlief sehr zügig dank des gegen Mittag aufkommenden Windes. Wir rundeten am Nachmittag das Capo de Sao Vicente. Dies ist der südwestlichste Punkt von Europa.

 

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Nach einer Stunde erreichten einen wundervollen Ankerplatz, wo wir vor einem großen langen feinen Sandstrand den Anker fallen ließen. Wir waren umsäumt von Berghängen und dort waren kleine Höhlen, die man bei Ebbe mit dem Dingi befahren konnte. In den Höhlen waren sogar kleine Sandstrände. In der einen Höhle war außerdem ein großes Loch, durch das man den Himmel sah. Wirklich fantastisch. Das war unsere letzte große Etappe mit Dirk. Darauf stießen wir am Abend an.

 

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Wir hielten uns auch hier 2 Tage auf und verstanden nicht, dass die flow die einzige Yacht in dieser tollen Bucht war. Vielleicht weil es keine Stadt in der Nähe und damit auch keine Versorgungsmöglichkeiten gab?

 

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Unsere Proviantresereven frischten wir in der nur 4 sm entfernten Bucht Enseada Sagres auf. Hier waren auch wieder einige Yachten anzutreffen.

 

14. September 2007         Lagos (37°06,4´N / 08°40,4´W)

Es rückte der Abschied von Dirk immer näher und deshalb brachen wir in Richtung Lagos auf. Wir segelten an der schönen bergigen Küste von Südportugal entlang. So wie immer, war auch heute die Schleppangel draußen. Obwohl niemand an einen Erfolg dachte, sah Marcus plötzlich zwei Plastetüten, die sich in der Angel verhakt hatten. Er holte die Angel ein und unvermutet entpuppten sich die Plastetüten als zwei Fische! Unser erster Fang! Nun war die Aufregung sehr groß an Bord der flow. Was zuerst machen: Foto? Kescher holen? Wie die Fische töten? ... Diese Überlegungen dauerten vielleicht 2 Minuten und während dieser Zeit zogen wir weiterhin die beiden Fische bei 4 Knoten Fahrt hinter uns her. Kein Wunder, dass einer der beiden Fische plötzlich nicht mehr dran war... Jedenfalls konnten wir wenigstens einen Fisch mit dem Kescher an Bord holen. Marcus musste den Akt der Tötung übernehmen, was ihn danach sehr lange Zeit beschäftigte.

Ein weiterer schöner Zufall war das Treffen der Sagitta, welche sich auf dem Weg nach Porto Santo/Madeira befand. Über Funk verständigten wir uns und die Sagitta motorte zu uns. Ein kurzes nettes Gespräch mit einer Verabredung auf Porto Santo und die Sagitta segelte nach Südost und die flow nach Westen.

 

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In uns kam ein noch nie da gewesenes Gefühl auf – vielleicht das Fahrtenseglergefühl, denn in fünf bis sieben Tagen und nach einer Strecke von über 850 km kann ein Wiedersehen gefeiert werden!?!?

Am späten Nachmittag fiel der Anker direkt vor der beeindruckenden zerklüfteten Felsen- und Insellandschaft der Algarve. Diese entdeckten wir zu dritt mit dem kleinen Dingi (ein Blick bei Google Earth lohnt sich wirklich: 37°04,9´N / 8°40´W). Wir fuhren durch Felsenbrücken, in sich abgeschlossene Buchten mit glasklarem Wasser, Höhlen mit Löchern, die uns in den Himmel sehen ließen... Für die Liebespärchen, die mit größeren Booten (3-4m lang) von den Einheimischen gefahren wurden, stellten wir auch eine Attraktion dar: zu dritt in einem so winzigen Boot.

 

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Am Abend wurde von Anne der gefangene Fisch al la Gourmé zubereitet. Wir denken heute noch an den schmackhaften Fisch, denn bisher biss keiner mehr an ...

 

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Im Hafen von Lagos, den wir am nächsten Tag anliefen, war wiedermal große Waschaktion angesagt. Die ganze flow hing voller Wäsche, die im Wind bei 30°C schnell trocknete. Da die Lebensmittel in Portugal recht preiswert sind, kamen wir mit einem Einkaufskorb und zwei vollen Rucksäcken zurück. Während wir alles verstauten, erkundigte sich Dirk nach Zugverbindungen zum Flughafen. Am Abend gab es von Dirk selbst zubereitet Nudeln mit Lachs und Dillsoße. Schweren Herzens brachten wir ihn am nächsten Morgen ganz zeitig zum Zug. Wir nutzten den schaukelfreien Liegeplatz, um einige Dinge an der flow zu kontrollieren bzw. zu verbessern. Zum Beispiel wurden von Anne selbstgemachte „Tausendfüßler“ angebracht, die die Segel vorm Schamfielen (Reiben) an den Wanten schützen usw... Es sollte ja alles für diese lange Reise nach Madeira perfekt sein. Am Nachmittag brachen wir auf. Jedoch hatten wir keine Lust gleich über 5 Nächte zu segeln, so dass wir in der Bucht Enseada de Sagres nochmals vor Anker gingen.

 

17. September 2007         Überfahrt nach Porto Santo (33°03,6´N / 16°19,4´W)

Die Überfahrt zur Insel Porto Santo, die nördlich von Madeira liegt, verlief ohne Probleme. Segel rauf, Segel runter, Segel verkleinern und vergrößern, Kochen bei Seegang, Angeln, Nachtwache, Delfine, Wal usw. sind Stichworte, die uns dazu einfallen.

Auf der Überfahrt ist uns wieder ein Wal begegnet. Diesmal kreuzte er aber unseren Kurs. Zuerst schwamm er in 200 m Abstand neben uns. Doch der Abstand verringerte sich immer weiter und da packte uns der Respekt und wir segelten vorsichtshalber wieder für ein paar Minuten zurück nach Lagos.

Und endlich, endlich! Nach ungefähr 30 Seemeilen südlich der portugiesischen Küste haben wir das Blauwasser entdeckt und seitdem verlässt es uns nicht mehr...

Glücklich erreichten wir nach fünf Tagen, am Vormittag des 21. September 2007, die Insel Porto Santo. Es ist viel schöner, bei Tageslicht die Silhouette einer Insel immer näher kommen zu sehen. Man kann nach und nach so viele Details entdecken.

 

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In der Bucht Baia de Porto Santo legten wir uns vor Anker. Hier befindet sich auch der einzige Hafen der Insel. Die Sagitta wartete dort schon. Unsere vor sieben Tagen getroffene Verabredung hatte also geklappt. Hilde, ein Crewmitglied der Sagitta, kam gleich rübergeschwommen, um uns für den Abend auf die Sagitta einzuladen. Nachdem wir auf der flow nach der Überfahrt „klar Schiff“ gemacht hatten, fuhren wir mit dem Dingi rüber. Schon von weitem hatten wir die Sagittacrew singen hören. Hilde und auch Jochen sind begnadete Sänger und Jochen spielt auch noch hervorragend rhythmisch Gitarre. Nach anfänglichem Zögern stimmten auch wir mit ein – und es waren nicht nur Seemannslieder, die gesungen wurden... Wir beschlossen, am nächsten Tag mit Hilde den Pico do Castelo (437m) zu bezwingen. Bereits auf dem Weg zum Pico do Castelo hatten wir tolle Ausblicke auf die Insel.

 

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Die Insel Porto Santo hat ihren Ruhm Christopher Colombus zu verdanken, denn dieser verbrachte seine Flitterwochen mit der Tochter des Gouverneurs der Insel hier. Die sehr flache und unfruchtbare Insel Porto Santo hat gegenüber der gebirgigen und grünen Insel Madeira einen entscheidenden Vorteil - einen kilometerlangen feinen weißen Sandstrand. Ferner säumen bis jetzt noch keine großen Hotelkomplexe den wunderschönen Strand. Dieser Charme wird sicherlich in den nächsten Jahren verschwinden, da bei unserer Strandwanderung zahlreiche Baukräne zu sehen waren... Aufgrund des Strandes kommen in den Sommermonaten viele Madeiraner nach Porto Santo, um Urlaub zu machen.

 

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Wir genossen die Sonne und liefen an dem unendlich langen weißen feinen Sandstrand bis zum westlichsten Punkt der Insel.

 

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Am letzen Tag unseres Aufenthaltes auf Porto Santo verewigten wir uns an der Hafenmole, wo auch schon uns bekannte Fahrtensegler bereits 1994 ihre Farbspuren hinterlassen haben. Klaus und Angela von der ALU-BABA, denen wir viele nützliche Dinge abgekauft haben, wie z.B. einen Handwassermacher, einen Freiberger Sextanten usw....

Für uns war es eine große Freude, das Bild von Klaus und Angela an der Hafenmole zu sehen und so war es klar, wo wir unser Zeichen hinterlassen...

 

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Aber auch im Sand haben wir vielleicht für ein paar Stunden unsere Spuren hinterlassen.

 

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Auf dem nächsten Foto ist im Hintergrund sowohl die flow wie auch der westlichste Zipfel der Insel zu erkennen.

 

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26. September 2007         Funchal auf Madeira (32°38,7´N / 16°54,2´W)

Aber auch hier war irgendwann ein Abschied notwendig, da wir die Insel Madeira noch sehen wollten. Noch in der Bucht von Porto Santo begleitete uns eine verspielte Bande von Delfinen. Sie hatten Spaß daran, mit der flow um die Wette zu schwimmen und wie wild aus dem Wasser zu springen.

 

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Unter vollen Segeln segelten wir bis nach Funchal, der Hauptstadt von Madeira, wo bereits die Sagitta vor Anker lag. Der Ankerplatz war sehr schaukelig und windig. Wir waren uns unsicher, ob wir hier bleiben könnten. Wir wollten uns mit der Sagitta-Crew ein Auto mieten, um die Insel zu entdecken. Doch bei dem Wind und dem Schwell wollten wir die Schiffe nicht einen ganzen Tag allein lassen. Im Hafen von Funchal war es nicht möglich festzumachen, da er mit den Teilnehmern der Transat 6,50-Regatta voll belegt war. (Dies ist eine Regatta von Einhandseglern, die mit einem 6,50 m langen Boot von Frankreich über Madeira bis nach Brasilien um die Wette segeln.)

 

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Die Entscheidung, ob wir vor Anker bleiben, wurde uns zum Glück durch zwei Zufälle abgenommen. Zum einen war am Morgen der Schwell und der Wind weg und zum anderen erhielten wir in der Tourismusinformation die letzten fünf Bustickets nach Monte und in das Nonnental. Wir durften in einem Reisebus mit Reiseleiterin kostenlos zwei der vielen Höhepunkte von Madeira entdecken. So saßen wir auch pünktlich in einem Bus voller Engländer.

 

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Der Bus fuhr durch die engen, steilen Straßen bis nach Monte, wo uns ein toller Ausblick, eine Kirche mit den Überresten des letzten österreichischen Kaisers und ein wundervoll angelegter Garten erwarteten.

 

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Es bestand die Möglichkeit, mit den auf dem Foto abgebildeten netten jungen Männern im Korbschlitten ins Tal bis nach Funchal über die nassen, steilen Straßen zu schlittern. Früher stellten die Schlitten das einzigste Transportmittel dar. Der Spaß sollte 20,- € kosten und eine Ermäßigung gab es für Pärchen.

 

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Doch wir setzten uns wieder in den Bus, um weiter bergauf durch eine immergrüne Gebirgslandschaft bis zum Nonnental zu fahren.

 

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Auf dem Aussichtspunkt mit Blick aufs Nonnental entstand dieses Foto – die Segler in den Bergen ...

 

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Da auch für den Folgetag die Windprognose gute Aussichten versprach, starteten wir zu fünft unsere Inselerkundung mit einem Mietauto. Es ging vorbei am zweithöchsten Kliff der Welt (das Höchste soll auf Hawaii sein). Die Höhe beträgt 580 m.

 

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Wir querten die Insel von Süd nach Nord. Es sind so viele Tunnel auf der Insel neu errichtet worden, dass wir die eigentliche Bergstraße leider nicht entdeckten und in bereits 30 Minuten auf der anderen Seite – der Wetterseite – waren. Auch hier erwartete uns die Sonne. Von einem Urlauber haben wir später erfahren, dass dies der erste Sonnentag seit einer Woche war. Das freute uns um so mehr und wir bestaunten die wirklich einzigartige Küstenstrasse, deren Verlauf wir nach Westen folgten.

 

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Wasserfälle stürzten von oben auf die Strasse und verwandelten diese Tunneleinfahrt in eine grüne Oase.

 

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Dies ist keine abfotografierte Postkarte. Nein, das haben wir wirklich so gesehen. Der Wasserfall sowie das Tageslicht ließen das Grün an der Tunneleinfahrt so üppig wachsen.

 

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Und weiter ging es an wilden Brandungen vorbei. Auch Anne wurde dabei etwas nass gespritzt...

 

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Nach einem letzen Blick auf die beiendruckende Küstenlandschaft des Nordens sind wir über die 1300 m hohe Bergkette wieder zurück nach Funchal gefahren.

 

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Auf dem höchsten Punkt konnten wir diesen Ausblick genießen:

 

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Wir haben keinen Werbevertrag mit einem Reiseveranstalter, aber diese Insel ist wirklich eine Reise wert. Wer sich nichts aus Strandurlaub macht, sondern gern wandert und sich an üppiger Natur erfreut, ist hier genau richtig...

 

Den Abend verbrachten wir mit unseren Freunden an Bord der Sagitta. Hier ist für fünf Leute einfach mehr Platz als auf der schmalen flow. Marcus bekam noch einen Kurzlehrgang von Jochen im Umgang mit dem Sextanten. Hilde, die Fleißige, kochte ein leckeres Fischmenü. Der Abend verging ganz schnell. Das nachstehende Foto entstand an diesem letzten Abend an Bord der Sagitta.

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Am nächsten Morgen nahmen wir Abschied voneinander, da Jochens Reiseplan fortan anders aussah als unserer.

Während die Sagitta einen Hafen im nordöstlichen Teil der Insel aufsuchte, setzten wir uns in einen Bus und fuhren in die Berge, um an einer Levada entlang zu wandern. Levadas sind Bewässerungskanäle, die sich durch Madeiras Bergwelt schlängeln und vor langer Zeit von afrikanischen Sklaven angelegt wurden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden wir eine der vielen Levadas und folgten ihrem Verlauf. Wir genossen bei kleinen Regenschauern die üppig wuchernde Natur.

 

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Nach vier Stunden Wanderung wurde plötzlich das Wasser in der Levada weniger und unser eigentliches Ziel, die Stadt Monte, war noch nicht zu sehen. Aber uns bot sich eine tolle Aussicht auf den Hafen von Funchal. An der Hafenmole liegt übrigens die AIDA DIVA.

 

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02. Oktober 2007               Ankerbucht Enselada da Abra (32°44,7´N / 16°41,7´W)

Da wir mit dem Auto den nordwestlichen Teil von Madeira bereits entdeckt hatten, wollten wir auch noch etwas vom Nordosten der Insel sehen. Also sind wir mit der flow in die atemberaubende Ankerbucht Abra gesegelt. Und ihr werdet es nicht glauben, kurz vorm Erreichen der Bucht kam uns wieder einmal die Sagitta entgegen. Sie wollte zur Überfahrt nach La Graciosa (Kanarische Inseln) aufbrechen. Was für ein Zufall! Also konnten wir uns nochmal eine gute Reise wünschen. Diesmal allerdings leider ohne Verabredung.

 

Wir ankerten neben steil aufragenden Felsen. Nur ein schmaler Bergrücken trennt diese tolle Ankerbucht vor dem hohen Atlantikschwell aus Norden.

 

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Natürlich nahmen wir uns die Zeit und gingen ein Stück den ausgewiesenen Wanderweg entlang und konnten diese Aufnahmen von der verwegenen Vulkanküste ergattern.

 

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03. Oktober 2007               Abreise nach La Graciosa

Da wir Besuch von Marcus´ Freund Brettermeier auf Fuerteventura erwarteten, mussten wir am nächsten Tag nach La Graciosa, der nördlichsten Insel der Kanaren, aufbrechen. Die Überfahrt war erschwerlich, da wir von mehreren Flauten geplagt wurden. Der Atlantik war so ruhig, dass wir uns zweimal treiben ließen. Das eine Mal überraschte uns die Flaute nur 35 Seemeilen vor La Graciosa in der Nacht. Wir nahmen die Segel herunter und gingen schlafen, während das Schiff so dahintrieb. Am Morgen erblickten wir endlich die ersten Felsen, die nördlich von La Graciosa liegen. Am Nachmittag setzte der Wind wieder ein und wir konnten unter Segeln und noch im Hellen den Ankerplatz erreichen. Schon nach 30 Minuten umhüllte uns die Dunkelheit...

 

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FORTSETZUNG FOLGT......