12°02,5´ N / 61°45,3´ W

vor Anker in St. George´s - Grenada

29. August 2008

 

 

Liebe Freunde der flow-Crew,

 

nun möchten wir etwas von unseren karibischen Erlebnissen an Euch weitergeben. Leider ist die Zeit der Abenteuer vorbei. Wir können nun nicht mehr von Agenten mit Revolvern in den Hosentaschen, die einen abzocken wollen oder unerforschten See- und Flussgebieten, von denen es keine Seekarten geschweige denn Seehandbücher gibt, berichten. Dennoch versuchen wir, den nun eher touristischen Teil unserer Reise so schmackhaft wie möglich zu gestalten.

Da haben wir aber richtig was aufzuholen, da es schon über fünf Monate her ist, als unser Anker in Tobago fiel!!!! Wir glaubten damals, dass wir die Karibik erlebten, doch erst jetzt - Anfang August 2008 - und man traut es sich gar nicht zu schreiben - erleben wir die wahre Karibik mit Riffen, Inseln und Inselchen, die wie an einer Perlenkette aufgereiht sind und vor allem glasklarem, azurblauem Wasser und das auch noch in 15 Meter Wassertiefe. Dennoch waren wir so fasziniert von den drei südlichen Inseln Tobago, Trinidad und Grenada, dass wir gerne darüber berichten wollen. (Nur gut, dass wir diese zuerst erlebt haben ... Warum sind die Menschen immer so schnell unzufrieden?)

 

In diesem 13. Reisebericht geben wir Euch also ein paar Einblicke in unsere Highlights auf Tobago, Trinidad und Grenada. Es ist auch ein Stück Karibik und war für uns ein tolles Erlebnis! Viel Spaß dabei.

 

19. März 2008 – 02. April 2008 – Aufenthalt auf Tobago

Nach der dreitägigen Überfahrt von Guyana nach Tobago ließen wir bereits am Vormittag den Anker in Scarborough fallen. Während Marcus die flow aufräumte, machte Anne, na was denkt Ihr – NUDELN. Nach dem Essen legten wir uns hin und kamen erst gegen 16 Uhr in die Pötte. Das war dann auch unser erster Anfängerfehler! Nachdem wir mit dem Dingi rüber an Land gepaddelt sind, schlenderten wir gemütlich durch die Strassen auf der Suche nach dem Custom und der Immigration zum Einklarieren.

 

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Der erste Eindruck war wirklich der Beeindruckenste. Wir kamen uns vor, als wären wir in einer großen Filmkulisse mit vielen Akteuren und wir mittendrin. Alle hatten so einen coolen Gang, selbst die älteren schwarzen Leute wirkten cool und gelassen. Reggaemusik wummerte aus fahrbaren Boxen am Straßenrand, wo man gleich die entsprechenden CDs kaufen konnte. Betrieben wurden die fetten Boxen mit den dazugehörigen Verstärkern und einer daneben stehenden Autobatterie. KFC mit dem Chickenmännchen war auch gleich zu sehen. Dieser Mann begleite uns fortan auf der Reise. Denn in jeder größeren Stadt gab es immer mindestens einen KFC. Man glaubt es kaum, denn zur Mittagszeit standen da Schlangen von Menschen an. Natürlich liefen auch Rastas über Rastas rum, nein, hingen vielmehr rum. Alles war so anders, als was wir bisher gesehen hatten. Wir fühlten uns wie in der Karibik. Wir waren schwer beeindruckt!

 

Den Custom hatten wir noch vor 16 Uhr erwischt, also in der Dienstzeit. Bei der Immigration sah´s schon etwas schlechter aus. Es war fünf nach vier (16 Uhr ist Dienstschluss) und wir wurden mit einer Standpauke von einer uniformierten schwarzen Frau begrüßt als wir ihr sagten, dass wir seit 11 Uhr mit der flow hier sind. Sie war sehr streng und sprach von Gesetzesbruch und dem Gefängnis, weil wir uns nicht sooofort gemeldet haben. Als sie dann mit uns fertig war, mussten wir die „liebevoll“ überreichten Formulare mit vier Kopien ausfüllen. Leider wussten wir nicht, dass es auch Blaupapier gab, so füllten wir alles viermal aus! Nicht mal einen Stift hatten wir dabei – wir Anfänger!!! Doch als dann ein netter Beamter unsere Fehler auf den Formularen korrigierte und wir einen Einreisestempel in unseren Pässen hatten, war alles wieder gut. Der Zoll war dann nur noch ein Klacks. Jedoch mussten wir für unsere Schläfrigkeit eine zusätzliche Gebühr von umgerechnet 30,- EUR bezahlen. Wieder was gelernt ... Bildungsreise eben....

 

In den ersten Tagen entdeckten wir die Stadt Scarborough und die nähere Umgebung. Wir wollten uns einleben, um einfach in dem zäh dahin fließenden, mit lauter Reggaemusik untermalten, Menschenstrom mitschwimmen zu können. Außerdem war es einfach wundervoll, mit geringerem Abenteuerfaktor durch die Strassen zu ziehen.

Auf der Hauptstrasse flanierten wir oft entlang und kamen auch immer ungeschoren an KFC vorbei, denn in einem einheimischen Restaurant gab es die Chicken mit Fries für fast den halben Preis. Das war für uns echt ein Unding, dass man zu zweit mit Getränk für nur vier Euro super satt werden kann. Da lohnte es sich gar nicht, auf der flow zu kochen. Neben diesen unverschämt günstigen Speisen gab es die zwei Liter Coca Cola für sagenhafte 1,50 Euro. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, dass bei uns nun viel Cola getrunken wurde. Als Preisvergleich: 0,25 l Bier in der Dose kostet auf Tobago umgerechnet 1,10 Euro.

 

Neben netten kleinen, buntbemalten Läden gab es Obsthändler und fliegende Fischverkäufer am Straßenrand zu bewundern. Auch ließen wir uns das einheimische Bier gut schmecken. Nach dem Bier waren wir endgültig in der Karibik angekommen oder auch reif für die Karibik, denn wir hatten nichts im Magen...

 

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Die Zeit flog so dahin. Es gab an der flow einiges zu tun, Wäsche musste gewaschen werden, Wasser musste in unsere beiden Wassertanks (je 80 Liter) aufgefüllt werden. Doch jeden Tag waren wir woanders unterwegs, um dem sagenumwobenen Schiffskoller vorzubeugen. (Ihr erinnert euch vielleicht, dass er Marcus in French Guiana kurze Zeit befallen hatte.)

 

Eines Nachmittags unternahmen wir einen Spaziergang zum Fort King George aus dem Jahre 1779. Es liegt auf einem Berg am Eingang zur Bucht. Jedes Schiff, das zur Stadt gelangen wollte, musste das Fort passieren. Also eine ideale Lage, um Angreifer mit Kanonenkugeln abzuwehren. Die Kanonen aus der damaligen Zeit gab es natürlich auch zu bewundern.

Auf dem Weg zum Fort hörten wir Kirchengesänge. Und plötzlich kam uns ein langer Menschenzug entgegen. Ganz vorn liefen mehrere junge Leute, die ein Kreuz trugen. Dahinter der Pfarrer, der die Gemeinde mit seiner kräftigen Stimme zum Singen brachte. Da wurde uns bewusst, dass Ostern sein muss. Wir sahen dem Treiben noch ein wenig zu und liefen dann weiter den Berg zum Fort George hinauf.

 

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Als wir oben ankamen, schlenderten wir durch den Garten, der von riesenhohen Palmen geprägt war. Die Anne zeigt Euch mal, wie riesig allein ein Palmenblatt war.

 

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Ganz oben steht ein Leuchtturm. Dessen Licht sahen wir in der Nacht, als wir auf dem Weg nach Tobago waren.

 

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Die Sonne stand schon so tief, dass der Berg auf dem wir standen, einen langen Schatten entlang der Südostküste warf, die wir am nächsten Tag mit dem Bus bereisten.

 

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Bis zum Sonnenuntergang saßen wir einfach nur da und genossen den wunderschönen Blick auf den Hafen und machten uns nochmals bewusst, dass wir nun in der Karibik angekommen sind. Ja, das müssen wir immer wieder schreiben, denn so war es auch, dass uns eine große karibische Freude durchströmte.

Als wir am nächsten Tag zur Busstation liefen, fiel uns folgendes Auto auf. Eigentlich gab es in Tobago mehr von dieser Sorte, nur leider immer in Fahrt. Die Leute hier legen viel Wert auf tolle hochglanzpolierte Felgen und allerlei Schnickschnack und vor allem laute Musik. Da wird schon mal die Rücksitzbank zu Gunsten riesiger Lautsprecherboxen geopfert. Und im Kofferraum findet man nur Verstärker...  

 

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Ausflug mit dem Bus nach Charlotteville

 

Charlotteville ist ein kleines verschlafenes Fischerdorf im Nordosten von Tobago. Mit dem öffentlichen Bus fährt man zwischen 45 und 60 Minuten immer an der Südküste entlang. Die Fahrdauer hängt vom Busfahrer und seiner Tagesform ab...

Unbeschadet kamen wir in dem kleinen Ort an. Wir mussten erst nachfragen, ob dies Charlotteville sei, denn man sah nur ein paar Häuschen. Und wir konnten es nicht glauben, aber die Uhren tickten dort noch langsamer. Alles floss noch zäher dahin als in Scarborough. Man sah meist Männer rumlümmeln und das am liebsten mit einer Flasche Carib in der Hand. Ein Reiseführer schreibt zu dieser Stadt: „das Fischerdorf im Osten schmiegt sich in malerische Terrassen an grüne Hügel und stellt Rekorde im karibischen Zeitlupentempo auf.“

An coolen Sprüchen war natürlich auch keiner verlegen. Und als Anne alleine am Strand entlang ging, hätte sie mehr als vier Männer haben können, die sie alle glücklich machen wollten, wie sie sagten... Seitdem sind wir also besser verheiratet – falls uns jemand fragt, ob wir zusammen gehören.

 

Das kleine Dörfchen hat wirklich Flair und wir freuten uns darauf, irgendwann mit der flow in einer der Buchten davor zu ankern.

 

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Als dann die Anne ihre Geschäftsidee hier in diesem kleinen verschlafenen Örtchen verwirklicht sah, traute sie ihren Augen nicht. Es gab also wirklich schon ein Internetcafe mit Wäscherei. Hm ... Fehlt nun nur noch Schwarzbrot zum Seglerglück.

 

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Da der Busfahrer uns versicherte, dass heute gegen 15:30 ein Bus zurückfahren wird, standen wir pünktlich neben zahlreichen Einheimischen am Straßenrand und warteten. Die ersten zwei Stunden blieben wir noch gelassen und übten uns in der karibischen Geduld. Mit uns warteten ja einige andere Leute, die uns Vorbild waren... Doch als es dann langsam dunkel wurde, kamen schon Zweifel in uns auf. Ein nettes kleines Mädel teilte uns mit, das wir weiter warten sollen, der Bus wird schon kommen. Glücklicherweise gab sie uns den Tipp, dass wir noch Busfahrkarten in einem Supermarkt kaufen müssen. Das taten wir auch. Das war auch gut so, denn bei einem Stopp durfte ein Einheimischer nicht mitfahren, weil er kein Ticket hatte. So kann man „Schwarzfahren“ auch verhindern...

 

 

Wir segeln in die Kings Bay – Für uns die Bucht des Schreckens...

 

Ständig Landgang ist auch nicht so unser Ding, deshalb wollten wir in eine andere Bucht segeln. Dafür mussten wir acht Stunden bei straffem Wind kreuzen (wir hatten mit vier Stunden gerechnet, aber die Strömung war stärker). Als wir dann in die Kings Bay einliefen, wollte unser Volvo nicht anspringen. Marcus´ Diagnose nach fünf Minuten probieren und emsiger Suche: Seewasser im Motor! Der Albtraum jedes Seglers! Wir segelten bei ständig drehenden Winden weiter in die Bucht hinein. Unsere Nerven verkrafteten nur eine Wassertiefe von 25 Meter. Weiter hinein wollten wir nicht in die Bucht. Nachdem sich der  Anker fest im Boden verhakt hatte, machte sich Marcus hurtig daran, das Motorenöl und das Seewasser aus der Ölwanne zu entleeren. Das reichte jedoch noch nicht aus, so dass mit einer Spritze aus dem Verbrennungsraum das restliche Wasser abgesaugt wurde. Neues Öl rein und der Volvo sprang wieder an. 15.000,- EUR für den Kauf und den Einbau eines neuen Motors gespart. Auf dem unteren Foto seht Ihr, was alles in einer Ölwanne vom Motor, die eigentlich nur 3 Liter Öl fassen soll, enthalten sein kann.

 

Hinweis: In den beiden fünf Liter Kanistern ist auch noch ein wenig Seewasser aus der Bilge mit drin. Das kam Marcus entgegen geschossen, als er den Abgasschlauch von Auspuff löste. Der Motor war also randvoll - hat nichts mehr reingepasst. Unglaublich, was alles in nur acht Stunden Segeln unter großer Schräglage passieren kann. Wir fragten uns, wieso es 37 Jahren mit dieser Verlegung des Entlüftungsschlauches gut gegangen war??? So alt ist nämlich die flow samt Motor.

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Dennoch blieben wir zwei weitere Nächte in dieser Bucht. Wir verholten uns am nächsten Tag näher zum Strand. Da ein enormer seitlicher Schwell die flow bedenklich zum Schaukeln brachte, mussten wir einen Heckanker ausbringen. Die Ankerkette befestigten wir mit einem Stück Festmacher mit Gummiruckfender an einer Klampe. Da die flow in den Wellen nun auf und ab sprang (ist angenehmer als wenn der Mast von rechts nach links schaukelt) und dadurch die Ruckfender ständig massiv straff gezogen wurden, büßten wir zwei von den dicken Dingern ein. Der Gummi riss einfach in der Mitte durch. Hinzu kam, dass unsere beiden Anker mehrfach slippten, so dass es bei einem Ankermanöver nicht blieb. Im Nachhinein verstehen wir echt nicht, was uns drei Nächte in dieser Bucht gehalten hat. Vielleicht war es der menschenleere unberührte Strand. Wir waren bei diesen Bedingungen natürlich auch das einzige Schiff vor Anker.

 

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Bei einem Strandspaziergang fanden wir frische Kokosnüsse, die wir natürlich gleich schälten. Zum Vorschein kamen diese netten drei kleinen Kokosnussgesichter mit leckerem Kokosfleisch drin.

 

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Wir segeln weiter in die Store Bay – nette Tage in der Nähe vom Buccoo Reff

 

Von der „Schreckensbucht“ segelten wir mit kurzem Zwischenstopp in Scarborough (zum Wasser und Lebensmittel bunkern) weiter in die wunderschöne und vor allem schwellfreie Milford Bay. Die liegt im Südwesten der Insel und ist ein ideales Sprungbrett nach Trinidad. Neben Baden war auch mal wieder Kiten angesagt. Dafür ist Marcus mit seiner kompletten Ausrüstung in dem kleinen Dingi (irgendwie hat er auch noch reingepasst) zum Buccoo Reef gefahren. Da er noch blutiger Anfänger ist und er in einer Regenbö samt Kite übern korallengespickten Strand geschliffen wurde und erst nach lautem Rufen ihm ein Urlauber zu Hilfe kam, war das mit dem Kiten erstmal abgehakt. Das Resultat seines kurzen „Ausflugs“ waren Schürfwunden an den Beinen, ein zu flickender Kite und vor allem der wieder wachsende Respekt vor der Kraft des Drachens.   

 

Wir blieben einige Tage in der Bucht und machten mit dem Dingi Ausflüge ins Riff. Mit dem Bus mussten wir extra nach Scarborough fahren, um nach Trinidad auszuklarieren. Obwohl Trinidad & Tobago ja ein Staat ist, musste dieser formelle Akt erledigt werden. Selbst das kleine Tobago ist noch mal in den Nord- und Südteil unterteilt, bei denen man extra ein- und ausklarieren muss. Vielleicht hätten wir dies einen Tag zeitiger tun sollen, denn bei Marcus setzte schon wieder mal der Schiffskoller ein (wie das dann aussieht ... siehe unten). Zum Glück starteten wir in der Nacht zur Überfahrt nach Trinidad, wo wir Bretti, unseren Leichtmatrosen, erwarteten.

 

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03. April 2008 – 11. April 2008 – Aufenthalt auf Trinidad

Die Nachtfahrt war wunderbar. Guter stetiger Wind von hinten, Frau Mangold am Steuer, keine Regenböen und schnelle Fahrt machten die Nachtfahrt zum Klacks. Am Morgen segelten wir durch eine schmale, imposante, von hohen Felsen gebildete Meerenge namens „Boca del Monos“.  Je näher wir dem Golf von Praia kamen, desto mehr wechselte das Wasser seine Farbe von blau in grün. Viele Schwebeteilchen kommen nämlich vom Fluss Orinoco, der im Norden Venezuelas in den ca. 60 km breiten und 140 km langen Golf von Praia mündet.

 

Nach der Meerenge „Boca del Monos“ bogen wir nach links in Richtung Chaguaramas ab. Unglaublich viele Masten begrüßten uns schon aus der Ferne. Chaguaramas ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der Fahrtensegler. Viele nehmen hier bei einer der vier Werften ihre Yacht aus dem Wasser und fliegen über den Sommer zurück nach Europa. Ein großer Vorteil ist, dass es in einer hurrikanfreien Zone liegt, im Gegensatz zu den anderen karibischen Inseln. Denn bereits Grenada, das nur 150 Kilometer nördlicher liegt, wurde vom Hurrikan Ivan schwer in Mitleidenschaft gezogen (dazu gibt es später noch was zu lesen).

Wir fanden einen guten Ankerplatz, natürlich weit draußen, wie immer. Da lagen wir nun neben zahlreichen anderen Fahrtenseglern in der Bucht von Chaguaramas. Ein Platz zum Wohlfühlen war es nicht wirklich. Man sah nur Werfen – klein und groß – und auch die Versorgungsschiffe, die die Bohrinseln mit Material versorgen, legten hier an. Es gab überhaupt keinen richtigen Ort. Es ist einfach nur eine reine Industriebucht. Selbst die Neptun-Werft aus Rostock hatte ein Trockendock für Frachtschiffe hier liegen.

An Baden war in dieser Bucht auch nicht zu denken, denn gleich am ersten Tag roch es stark nach Diesel. Und irgendwann wussten wir, warum. Ein riesiger Dieselteppich trieb kurze Zeit später an uns vorbei.

 

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Beim Einklarieren ging alles glatt, denn wir waren pünktlich und hatten auch die richtigen Unterlagen dabei. Doch wir wurden von einem uniformierten schwarzen Mann, der mit seinem i-Pod Musik hörte und nebenbei auch noch in die „Röhre“ schaute, völlig ignorant behandelt. Der andere Beamte schlief, obwohl noch andere Segler auf ihre Einklarierung warteten. Das sind echt Zustände! Was soll man dazu sagen...

 

Egal, wir freuten uns auf den Bretti, den Marcus am nächsten Tag vom Flughafen abholte. Voll gepackt und mit Verspätung kam er abends in Trinidad an. Da mussten wir erstmal am Flughafen Chicken mit Fries essen und quatschen. Dann dachte Marcus, er ist ganz clever und handelte mit einem Taxifahrer den Fahrpreis aus. Ganz so clever war es doch nicht, denn wir mussten noch über eine halbe Stunde auf einen weiteren Fahrgast warten. So bekamen wir erst zum Schluss mit, dass der Taxifahrer mit uns und dem anderen Fahrgast fast das Doppelte verdiente. Mit uns fuhr nämlich der neue König der stimulierenden Mittel mit. Nach seiner Aussage ist Viagra Kinderkacke. Er vertreibt seine Pillen in Amerika, wo er gerade herkam. Nach seiner Aussage, kann der Mann ´ne ganze Woche, wenn er seine Pillen schluckt... Dann waren auch noch seine Pflegelotionen Gesprächsthema usw. Von ihm bekamen wir noch eine Art Maissuppe spendiert. Direkt am Straßenrand von einer fahrbaren Suppenküche – in einer Gegend, wo wir niemals ausgestiegen wären! Der Bretti wird sich bestimmt noch dran erinnern. Denn das war seine erste Mutprobe, die er zu bestehen hatte (die Gegend und die Suppe). Nach zwei geschlagenen Stunden kamen wir endlich am Ankerplatz an. Der direkte Weg hätte 45 Minuten gedauert!!!!

Die Seefrau wartete schon am Steg auf uns. Da musste erstmal ein Carib auf den Schreck getrunken werden.

 

Am nächsten Tag war Bescherung angesagt. Das größte Mitbringsel war ein Solarpaneel, das der Basti dem Marcus mal überlassen hatte, als er ihm sein H-Boot borgte. Das hatte Bretti mit dabei...

 

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Da ist der Bretti extra in die SAT 1-Verpackungsdienststelle, um das Solarpaneel fachgerecht von Meisterhand verpacken zu lassen. Die Verpackungskünstler waren völlig aus dem Häuschen und werden heute noch von ihrem großen Tag erzählen. Können sie auch, denn das Solarpaneel hat 8.000 Flugmeilen mit einmal Umsteigen in New York ohne Schäden überstanden.

Der liebe Bretti hatte zugunsten der flow in seiner Reisegepäckzusammenstellung extra auf einige Unterhosen und T-Shirts verzichten müssen. Viele tolle Zubehörsachen für die flow und Mitbringsel von einigen Leuten kamen zum Vorschein. Vielen Dank nochmals an die Chrissie und den Ralf für die leckeren Ritter Sports, die kein langes Leben hatten... und  sogar Olaf Schubert kam mit „übern Teich“ – orrschwerbleede!

 

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In den paar Tagen, die wir noch in Chaguaramas verweilten, lernten wir einige Leute kennen. Ein sehr netter Britte, der hier schon lange wohnt. Cliff heißt er und ihn haben wir zum Essen eingeladen und er hat uns seine Lebensgeschichte erzählt. Sehr interessant. Er hat eine Tochter, die wunderbar Trompete spielen kann, wie er auch. Marcus half Cliff noch an seinem Segelboot und gab ihm einige Tipps.

 

Weiter gab es eine Bekanntschaft mit Whiskey Werner. Der Mann ist 72 Jahre und segelt mit seinem selbstgebauten 20 m langem Stahlschiff auch alleine durch die Karibik - wenn gerade mal keine Frau mit an Bord ist. Er macht jeden Tag Klimmzüge und auch er erzählte uns dreien seine Lebensgeschichte. Kann nicht mit dem Dreisatz umgehen, hat aber Millionen auf´m Konto. Sagt er selbst von sich... Ein echt uriger Typ, den viele in der deutschen Seglerszene kennen, denn er ist damals mit Bobby Schenk, Wilfried Erdmann und all den anderen losgesegelt. „Kenn ich doch alle, Kleener, mir musste nischt erzählen“, sagte er nur so.

 

Außerdem lernten wir sozusagen über unseren Dingi-Außenborder noch ein Schweizer Pärchen, Romy und Beat, kennen. Am Außenborder steht „nur unverbleites Benzin“ und outete uns so als deutschsprachig.

 

Bevor wir Chaguaramas verließen, hatten wir noch einige Sachen zu erledigen. Auch Regen schreckte uns nicht ab, mit dem kleinen Dingi rüber an Land oder zu befreundeten Seglern zu fahren.

 

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Dann  ging es in die nur drei Meilen entfernte Scotland Bay. Da konnte man wenigsten Baden. Die Bucht ist von hohen Bergen eingeschlossen. Am Abend stürzten sich die Pelikane neben der flow ins Wasser. Aus 10 bis 20 Meter Höhe legten sie die Flügel an und schossen nach unten. Das gab immer einen lauten Klatscher. Dann schwangen sie sich mühevoll wieder in die Lüfte, um erneut nach Fischen zu jagen. Und es waren unzählige, die dies getan haben. Dieses Schauspiel findet immer in der Dämmerung, also morgens und abends statt. Es war also Natur pur. So kam es auch vor, dass in der Nacht eine Fledermaus sich an unseren Bananen zu schaffen machte. Nachdem die obligatorischen Rommérunden (wir hatten ja wieder ein Opfer) vorbei waren, bemerkten wir sie plötzlich. Der Skipper verkroch sich sofort unter die Bettdecke, Anne versuchte, auch beschäftigt zu tun. Nur der Leichtmatrose aus dem heiligen Wipperland wagte sich mit seiner Digitalkamera an den Feind. Für Marcus war das Abenteuer zu groß. Er sagte nur kleinlaut, dass er lieber bei acht Windstärken das Vorsegel wechselt, als diese Fledermaus aus dem Schiff zu jagen.

 

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Am nächsten Tag ging es in den Dschungel. Als Führer setzen wir unseren Leichtmatrosen Bretti ein. Bereits in Berlin hatte er sich mit den Rambofilmen gut auf das Leben und die Gefahren im Dschungel vorbereitet, so dass er uns mit Rat und Tat zur Seite stand. Wir fühlten uns sehr sicher hinter ihm.

 

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Von dieser schönen Bucht musste es wieder nach Chaguaramas gehen – Ausklarieren nach Grenada. Und da passierte uns wieder ein Anfängerfehler. Wir bezahlten beim Zoll eine Gebühr, die wir nicht so recht einordnen konnten. Da die Zollbeamten sich beim Sprechen mit ihrem Englisch herzlich wenig Mühe geben, war es uns zu blöd, ständig nachzufragen. Wir akzeptierten die 20,- EUR Gebühr. Später haben wir erfahren, wofür. Wir waren in der Mittagspause beim Zoll. Die Tür war offen und eigentlich ist bei denen ja immer Mittagspause, so dass wir keinen Unterschied sahen. Hätten wir nur 20 Minuten gewartet, hätten wir 20,- EUR gespart. Gemein ist nur, dass die Zollbeamten uns nicht darauf hingewiesen haben und einfach ihre Tür offen stehen hatten.

Wir verabschiedeten uns von Whiskey Werner, der sein Schiff in den nächsten Tagen an Land stellen wollte und dann zurück nach Deutschland flog, um sich dort um seine laufenden Geschäfte zu kümmern.

 

 

12. April 2008 – 20. April 2008 – Fahrt nach Grenada und Aufenthalt

Kurz vorm Sonnenuntergang legten wir von einer Boje ab. Wir passierten die Meerenge „Boca del Monos“ und draußen erwartete uns eine ruhige See. In der Dämmerung brachte der Bretti zwei Schleppangeln aus. (Eigentlich immer, egal wie lange wir unterwegs waren, musste geangelt werden. Es könnte ja in der halben Stunde Fahrt einer anbeißen.) Diesmal biss auch einer. Ein Barrakuda. Als wir die Zähne von dem Brocken sahen, wollte dann niemand den Haken abmachen.

 

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Erst als er tot war, entfernten wir also den Haken. So, nun standen wir vor dem Rätsel, behalten oder nicht. Denn da gab es doch was mit diesem Gift - Cigatera, das auch die Barrakudas in sich haben können. Da Bretti auf diese Art der Mutprobe verzichten wollte, Anne sich weigerte, den Fisch zuzubereiten und Marcus ihn alleine nicht essen wollte, um dann vermutlich zu sterben, warfen wir den 50 cm langen toten Barrakuda ins Wasser. Und plötzlich war schon wieder ein Barrakuda an der Angel. Oh Gott, wir hofften, dass er sich von alleine vom Haken befreit. Das tat er auch durch immenses Zappeln. Dieser Frevel war vielleicht unser Fehler, denn seit diesem Tag beißt einfach kein Fisch mehr an.

 

Bis spät in die Nacht waren wir noch alle drei putzmunter und sahen die hell erleuchtete Bohrinsel, welche ca. 10 Meilen von der Nordküste Trinidads entfernt ist, in Lee an uns vorbeiziehen. Es war eine sternenklare Nacht und wir wechselten uns mit dem Schlafen ab. Da die Strömung uns stark nach Nordwesten versetzte, mussten wir hoch an den Wind. Mit guter Schräglage und einer auf und ab wippenden flow schlief der Leichtmatrose in der Koje. Respekt, denn er wurde nicht ein bisschen seekrank. Eigentlich hätte er vom Leichtmatrosen zum Halbschwermatrosen ernannt werden müssen.

 

Als wir am Morgen in die Prickley Bay einliefen, glaubten wir unseren Augen nicht. Da lag die Arche Noah! Die verrückten Magdeburger, von denen wir in unserem Kap-Verden-Reisebericht erzählt haben. Bevor wir das Wiedersehen feierten, mussten wir jedoch erstmal in Grenada einklarieren. Und nach einem kurzen Spaziergang, genehmigten wir uns bei der Wemme (Hitze) ein richtig schönes kaltes Getränk... Prost!!!!

 

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Am Abend ging es zu dritt zu den Magdeburgern. Das Wiedersehen war feuchtfröhlich. Da wurde viel Seemannsgarn gesponnen (der arme Bretti). Doch wo war der Siggi??? Auch die Magdeburger hatten ihn zuletzt auf den Kap Verden im Dezember 2007 gesehen. Doch Ihr werdet es nicht glauben! Wie der Zufall so will, kommt der Siggi am nächsten Tag tatsächlich mit seiner „Victoria“ in die Prickley Bay. Die Freude bei uns allen war unbeschreiblich. Da wurde schon früh am Morgen eine Flasche Wein (der Heiligabend-Wein) geköpft. Diese Freude kann man nicht in Worte fassen, wenn man Segler in der Karibik wieder trifft, die man auf der anderen Seite des Atlantiks ins Herz geschlossen hat.

 

Nun bekam der Bretti das Fahrtenseglerleben hautnah mit. Bekanntschaften über Bekanntschaften, verbunden mit Einladungen hier und da. Also, es wurde mehr gequatscht und gegessen als gesegelt. Das war aber wirklich eine Ausnahme. So viele zwischenmenschliche Kontakte hatten wir noch nie zuvor auf unserer Reise erlebt. Das tat so gut, sich mit netten herzlichen Menschen zu unterhalten – und nicht nur über die Segelei.

Aber mal so unter uns, dass kann auf eine Art auch schon fast anstrengend werden, wenn man sich mit dem gegenseitigen Einladen verpflichtet fühlt oder einfach mal seine Ruhe haben möchte, wie man sie doch die Monate vorher immer hatte. Aber da die Leute durchweg freundlich waren, was nicht alle Segler sind, traf sich die Kap-Verden-Clique wieder komplett auf der „Arche“. Und Julia erzählte aus ihrem reichhaltigen Repertoire ein paar interessante Storys. Mit ihrem russischen Temperament war es wie jedes Mal sehr unterhaltsam. Zum Beispiel, wie sie mit ihrem Sohn in der Nacht zu einem anderen Schiff ist, um die Kratzer, die sie beim Anlegen verursacht haben, zu entfernen. Oder wie sie nackig ins dreckige Hafenbecken gesprungen ist, um eine Leine um die Festmacherboje zu werfen, weil sie sie beim Vorbeifahren verfehlt hatte usw. ...